DREIST IN KIRCHSCHEIDUNGEN!

Schrankenloses Vergnügen…
Dieser Ausschnitt auf der linken Seite bereitet uns Probleme. Wir könnten uns jetzt wieder über den Namen des Schauplatzes dieser kleinen, vom Leben geschriebenen, Geschichte belustigen. Aber eigentlich würde uns das langweilen. Kirchscheidungen. Mal ehrlich – Der Name ist zwar ein bisschen albern, aber nicht weiter erwähnenswert.

Viel spannender ist da schon das geschilderte Geschehen. Aber auch hier ist es mehr die Vorstellung des Ganzen, die uns vom Hocker reisst. Möglicherweise war es in der Realität relativ unspektakulär, aber in unserer Phantasie (krank, bunt und granatenstark) ist diese kleine Randnotiz aus der Provinz ein absoluter Kracher.

Wir stellen uns den vorbildlichen Vater als kleinen napoleonischen Meckerzwerg vor, der sich von keinem, von niemandem und schon gar nicht von einer Schranke und deren Bewacher, in seinem verbrieften Recht auf Freizügigkeit einschränken lässt. Der mit seinem Mercedes-Benz, Typ 180 Diesel, penibel gepflegt und in Vegetarierstoffwechsel-Hellbraun, vor dem Hindernis hält und mit glutrotem Kopf das Schrankenhäuschen betritt. Der sich aufbläst, zetert und mit seinen kleinen feuchten und hektischen Onaniegriffeln am Schaltpult rumdrückt.

Ein Mann, so selbstsicher und unfehlbar wie der Experte. Nur bei weitem nicht mit dessen Charme und Charisma ausgestattet. Ein kleines Arschloch mit dem Blick eines frisch gefickten Eichhörnchens. Pardon – starke Worte, klares Bild. Jemand, der als Hobby Nachbarn und deren Leben auf Sittlichkeit überwacht und gerne mal aus der zweiten Reihe unauffällig Steine wirft. Ein Vertreter der „Zahlen tun wir auf keinen Fall“-Fraktion. Einer von der Sorte, denen es immer ums Prinzip geht. Gerne auch prozessual. Unser persönlicher Archetyp der Verachtung.

Für seinen 10-jährigen Sohn bietet uns unser fehlgeschaltetes Sonderling-Gehirn zwei verschiedene Vorstellungen an. Auch das macht es nicht einfacher, s.oben.
Entweder, die kleine Kackbratze ist Vater’s Klon. Dann ist es genau die Sorte Kind, die wir alle aus eigener Kindergarten- und Grundschulerfahrung kennen. Die miese, feige und potthässliche Mistkröte, die gerne andere Kinder piesackt, aber selbst soooo sensibel ist, dass sie beim ersten Gegenschlag sofort Zeter und Mordio schreit. Das männliche Gegenstück zu Mrs. Oleson’s Tochter Nellie in „Unsere kleine Farm“, falls das jemandem was sagt.

Oder aber, der kleine Sohn ist eine ganz arme Sau. Hochbegabt, seinem Vater intellektuell um Lichtjahre voraus und ein auf Ausgleich und Konkordanz bedachter Mensch. Der es hasst, wenn sein dämlicher Erzeuger mal wieder die ganz große Welle reitet. Der fast vor Scham stirbt, wenn er wie so oft als Erfüllungsgehilfe der kranken Vorstellungen seines Vaters den dämlichen Benz über irgendwelche Schienen fahren muss. Jemand, der eines Tages von einem Zug überfahren wird und damit die Begründung liefert, warum es da draussen mehr Patschnaßgeräte [sic-PA] als Schlimmerheitsapostel wie uns gibt. Die Guten sterben normalerweise jung als Opfer der Massen-Idiotie…

Ihr wiederum fragt Euch jedoch gerade vielleicht, wieso sich jemand über einen lapidaren Zeitungsausschnitt wie diesen überhaupt solche Gedanken macht. Sehr aufmerksam von Euch. Wir nämlich auch. Deshalb kommen wir jetzt auch zum Ende. Schönen Sonntag noch.