EIN TRAUM IN LAUT!
Kündigung oder Kloppe…
Wieder einmal freuen wir uns über den Eingang eines emotional hochgeladenen Schriftstücks, dessen Inhalt wir mit der gewohnten Begeisterung für semantische Details in Auszügen zu zerlegen gedenken:
„Ihr arschgefickten Weihnachtsmänner der D.A.S“
Ein gelungener Einstieg. Er symbolisiert grundsätzlichen Sinn für Humor, profunde Kenntnis des Christentums und gleichzeitig lässt sich schon sanft erahnen, dass der Autor dieses Schreibens nicht im Schilde führt, einen Dankesbrief vorzulegen. Schön, das gefällt uns, weiter im Takt…
„Ob ich noch Geld […] Fressen kaufen […] Interissiert […] Hauptsache […] fertig machen.“
Das geschickte Einstreuen von rhetorischen Fragen ist immer geeignet, den Empfänger zu verwirren. Insofern ein höchst geschickter Schachzug. Die Andeutung, dass man dazu neigt, Nahrung zu fressen (und nicht zu essen) signalisiert das Vorhandensein von ausgeprägten Kiefermuskeln, deren Erwähnung sofort Ur-Ängste aus der Steinzeit schürt. Und ja, er hat vermutlich Recht. Hauptgeschäftszweck von Versicherungen ist es gemeinhin, Leute fertig zu machen. Insofern nimmt er durch diese Feststellung sofort jegliche Verteidigungsmöglichkeit des Empfängers vorweg und schafft Tatsachen. Ein Schachzug napoleonischen Ausmaßes.
„Ich glaube ich muss mal zu Euch persönlich vorbeikommen und Euch mal richtig eine auf Euer Scheiss Maul schlagen das Ihr endlich Eure Drecks Finger von mir lasst oder was.“
Brilliant. Die Androhung der Anwendung roher Gewalt ist seit Jahrhunderten das beste Mittel, Konflikte zu lösen und Verhandlungsbereitschaft auszulösen. Genauso machen es auch die großen Politiker wie George W. Bush. Warum sollte unser Absender sich nicht auch dieses taktischen Manövers bedienen? Wir beobachten weiter voller Spannung…
„[…] Arschlöchen […] Blödmänner […] Brief vorlesen lassen […]“
Regel Nr. 1 des Briefe schreibenden Samurai: Gib Deinem Feind einen Namen, bezeichne seine Defizite. Rechtschreibung spielt keine Rolle. Ob nun „Arschlöchen“ oder „Arschlöchern“ – Der Feind wird die Botschaft verstehen und entsprechend eingeschüchtert sein. Hervorragend. Besser hätten auch wir es nicht machen können.
„Und nach was ich untersage Euch […] abzubuchen“
Strike. Nach dem Vorgeplänkel und einigen klärenden Worten ist nun genau der richtige Zeitpunkt, um seine Forderungen vorzubringen. Immerhin ist das Wichtigste schon geklärt, also ran ans Eingemachte. Wir schaudern fortschreitend vor Bewunderung und übersehen dabei wie gehabt jeden Schreibfehler und Buchstabendreher.
„Sollte […] Mann […] Frau […] Ich schlage wahllos zu.“
Bisher konnten wir unseren Autor nur loben. Der kleine Peter hat alles richtig gemacht. [sic-PA] Nun ist ihm aber leider der erste Faux-Pas unterlaufen. Nach der Eskalationstheorie wäre jetzt eigentlich wenigstens die Androhung von schwerer Folter und/oder Schußwaffengebrauch fällig gewesen. Schläge hatten wir ja schon. Schade. Das trübt das Bild ein bisschen. Unterstützen können wir hingegen, dass er nicht zwischen den Geschlechtern trennt. In Zeiten der Gleichberechtigung eigentlich eine Selbstverständlichkeit, die gerne übersehen wird. Und doch hat er auch hier etwas vergessen. Was wäre, wenn der zuständige Sachbearbeiter ein transsexueller Rollstuhlfahrer im Azubi-Alter wäre? Behinderte Jugendliche unklaren Geschlechts scheint unser Feigling nicht schlagen zu wollen. Sehr enttäuschend. Und der Beginn des Niedergangs.
„Blöden Wixer […] sende Euch ein Stück Scheisse“
Langsam aber sicher werden wir gereizt. Unser junger Jedi beginnt nun endgültig, den Pfad der Bruderschaft zu verlassen. Beleidigungen hatten wir schon. Sein Stoffwechselendprodukt und die Drohung, es zu versenden, könnte zwar unter „Folter“ subsumiert werden, aber dafür wissen wir zu wenig über seine Art, sich zu ernähren. Von daher geht diese Drohung komplett ins Leere und wir befürchten das Schlimmste.
„Ich finde das […] schon lange nicht mehr witzig.“
Kleiner Peter, wir auch nicht. Jahrelang haben wir Dich im Verfassen heftiger Briefe geschult. All unsere Energie nur in Dich, unseren einzigen Padawan, gesteckt. Und was machst Du? Du enttäuschst Deine Meister… Der Imperator ist schwer am Sicken. [sic-PA]
„[…] Sachen gegen Euch ausdenken und die werden dann nicht so schön wie dieser Brief.“
Du kleiner Dummschrauber! Wie oft haben wir Dir die Standard-Abschlußfloskel eingetrichtert? Ist es denn wirklich sooo schwer? Es müsste korrekt folgendermaßen heissen:
Dann haben Sie „Problem“, welches sie sich bisher nicht vorstellen konnten.
Quelle aus den Schulungsunterlagen? Siehe hier!
Unser Fazit:
Lieber Peter, Du hattest einen guten Einstieg und man konnte erkennen, dass Du zumindest im ersten Halbjahr des Schlimmerheitskurses noch aufgepasst hast. Aber dann fällt die Leistung so erschreckend und stetig ab, dass wir leider kein Auge zudrücken können. Klassenziel verfehlt. Du darfst nochmal von vorne…