Februar 2008

SCHREIBEN GEGEN DIE TRAUMATA!

27. Februar 2008

Selbsttherapie, 1. Akt.
Bekanntermaßen ist das Ministerium für Schlimmerheit keine Lach- und Spaßseite. Hier geht es einzig und allein darum, dass wir unsere täglichen Traumata in Worte fassen, bei eventuellen Lesern abladen und uns danach besser fühlen. Und gerade jetzt, in diesem Moment, haben wir mal wieder ein ganz konkretes Abladebedürfnis. Als Kinder der frühen 70er Jahre mussten wir einiges durchmachen: Die späten 70er, die gesamten 80er und 90er, sowie die komplette Zeit danach. Und jeder, der auch dabei war, weiß nur zu gut, wie schwer und krass das war. Was sind schon zwei erlebte Weltkriege, wenn man die Popkultur dieser Zeit durchgestanden hat? Was ist schon eine nächtliche Bollerwagenfahrt durch amerikanisch besetztes Gebiet, wenn im Fernsehen Bernd Clüver singt?

Und damit kommen wir langsam zum Punkt. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten nach und nach die Werke der Popmusik vorstellen, die uns bis heute seelisch belasten und uns -neben all den Drogen- einen guten Teil der Gehirnrinde gekostet haben.

Ganz oben auf der Liste stehen drei Lieder mit denen einer der Chefminster auf jeder Urlaubsfahrt von seinen Eltern gequält wurde. Es gab da diese ganz spezielle Schlagerkassette, die fast manisch eingelegt wurde, sobald man sich auf der Autobahn Richtung Süden befand. Und dann nahm das Grauen seinen Lauf. Fangen wir an:

Manuel & Pony – Das Lied von Manuel:

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Ein erschreckendes Beispiel für das Zusammenspiel von minderjährigen Kindern, Cannabiskonsum derselben und einer Flasche Helium. Wir fragen uns wirklich ernsthaft, was man dem armen kleinen Jungen verabreicht hat, um dieses unfassbar grenzdebile Grinsen hinzubekommen. Wahrscheinlich diesselben Substanzen, mit denen Heintje damals von seinem Management auf Spur gebracht wurde. Wer übrigens genau hinschaut, entdeckt im Mädchenchor ganz links die kleine Anke Engelke, die bekanntlich schon als Kind jedwede peinliche Scheiße mitgemacht hat. Ehrlich gesagt wollen wir uns erst gar nicht über den vor Gutenmenschensaft triefenden Text dieses Machwerks auslassen. Da fehlen uns nämlich komplett die Worte. Ein wirklich selten vorkommender Umstand, der uns selbst verblüfft. Wir können uns nur daran erinnern, als kleine Kinder ein schlechtes Gewissen aufgrund dieses Songs entwickelt zu haben. Und das nur, weil wir mangels Gesangstalent nicht in der Lage waren, irgendeiner kranken Hannelore die Überfahrt nach Amerikanien zu finanzieren. Maria Dolores! Das tat weh. Dafür belegen wir Manuel und sein blödes Pony auf immer mit dem Fluch der Schlimmerheit und fühlen uns schon ein klitzekleines Bisschen besser.
Kleiner Nachtrag:
Eigentlich wollten wir uns ja nicht groß zum Text äussern. Aber eins sei doch gesagt – Wir finden die dargestellte Attitüde widerlich. Da muss die kleine Ausländerkanake Manuel erst was Gutes für das deutsche Mädel Hannelore reißen, um von den anderen Kindern aus der Hitlerjugend akzeptiert zu werden. Das er einfach nur nett ist und gut singt, reicht in diesem postfaschistischen Land ganz offensichtlich nicht. Gut. Es waren die 70er Jahre. Erschreckend jedoch, dass in weiten Teilen der heutigen Gesellschaft immer noch die gleichen Maßstäbe gelten. Wenn der Mohr nicht taugt, muss der Mohr halt weg. Wir könnten vomieren.
Noch kleinerer Nachtrag:
„Also playen wir den zweiten Platz“ – Ganz großes Kino, lieber Dieter Thomas…

Berd Clüver – Der Junge mit der Mundharmonika:

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Der Gipfel der Kleinbürger-Poesie. Der passende Soundtrack für einen langen Nachmittag am Fensterbrett. Die Ellbogen sentimental auf einem Kissen abgestützt und die ganze Sehnsucht des Frührentner-Daseins in der Luft. Wenn wir heute daran denken, dass wir als Kinder tatsächlich versucht haben, einen tieferen Sinn in dieser LSD-inspirierten Melancholiejauche zu entdecken, blutet uns das Herz ob dieser Zeitverschwendung. Dafür möge auch Dir, Bernd Clüver, der kalte Hauch der Schlimmerheit am Schritt vorbeiziehen. Und schon wieder ein Trauma weniger. Herrlich. Weiter im Text…

Michael Holm – El Lute:

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Politische Bildung für Konsalik-Leser. Ein Hauch von Robin Hood für jeden Fließbandarbeiter. Immer, wenn dieses Lied im Auto lief, musste man automatisch weinen. Wegen der Ungerechtigkeit. Als Kind hatten wir natürlich keine Ahnung, wer dieser „El Lute“ war. Aber eins war sicher: Er war ein armes Schwein, das (Nelson Mandela-mäßig) unschuldig die schlimmsten Leiden ausstehen musste. Und das in Spanien. Dem Land, wo die Reise gerade hinging. Tolle Aussichten. Dieser Michael Holm, den wir natürlich auch nicht kannten, musste ein wahnsinnig guter Mensch sein. Immerhin rief er uns allen das traurige Schicksal eines verzweifelten Menschen ins Gedächtnis. Wahnsinn. Wahrscheinlich drohte ihm für diesen Song auch lebenslange Freiheitsstrafe in Spanien. So dachten wir. Heute würden wir uns wünschen, es wäre so gewesen. Wir hatten ja keine Ahnung, dass es sich einfach um die deutsche Übersetzung eines ekelhaft pathetischen Boney M-Songs (Frank Farian, Du alte Pop-Sau!) handelte. Das es Michael Holm vermutlich völlig Latte war, wie es „unserem“ Helden erging. Hauptsache, die Kasse und das betroffene Grinsen stimmten. Diese späte Enttäuschung ist nicht mehr gut zu machen und bringt Farian & Holm einen sicheren Platz in unserem ministerialen Steinbruch ein. Dann dürfen die Beiden den ganzen Tag Normkies mit dem Minihammer kloppen und über Ihre Sünden nachdenken…

Vielen Dank für die gemeinsame Traumata-Aufarbeitung. Bald geht es weiter!

MISTER FENTON ROCKT!

24. Februar 2008

k-martSo macht Einkaufen Spaß…
Zu diesem Dokument der Schlimmerheit gilt es im Vorfeld mehrere Dinge anzumerken: Zunächst gibt es keinerlei Garantie auf Echtheit. Es ist gut möglich, dass es sich dabei um eine Fälschung handelt. Weiterhin ist es alt. Möglicherweise kennt es schon jeder außer uns. Beides ist uns vollkommen egal. Soviel zum Vorfeld.

Auf jeden Fall sieht es so aus, als könnte ein gemeinsamer Einkaufsbummel mit Mr. Fenton ein großer Spaß sein. Solange man nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden kann. Also mehr aus der Entfernung. Denn Mr. Fenton begreift den Aufenthalt in einem Einkaufszentrum als fantastische Gelegenheit, albernen Schabernack zu treiben. Brachialen Unfug, den wir Minister der Schlimmerheit auch das ein oder andere Mal gerne in einem REWE oder EDEKA-Markt unserer Wahl getrieben hätten. Aber wir sind zu alt für sowas. Oder noch nicht geistig verwirrt genug. Wie auch immer. Auf jeden Fall entdecken wir bei Mr. Fenton eine gewisse geistige Verwandschaft und freuen uns, dass er den Irrsinn für uns auslebt. Mögen ihn noch viele Hausverbote ereilen!

EIGENTUM REGELT!

24. Februar 2008

Eigentum regelt!Wenn das der Eigentümer wüsste…
An diesem Bild gibt es viele Dinge, die uns erregen. Einerseits finden wir es schon schön, wenn Menschen Regeln aufstellen. Natürlich nur, solange wir uns nicht daran halten müssen oder die Regel selbst erfunden haben. Wir wissen es zu schätzen, wenn Amateure uns nacheifern und versuchen, grandiose Ordnungsdiktatoren zu werden. Meistens geht das jedoch mangels Talent in die Hose. So auch hier. Doch lasst uns das Bildchen im Detail zerfleddern:

1.) Die Typographie
Ganz offensichtlich handelt es sich um ein Schild aus billiger Baukastenproduktion. Sprich: Der Text „Tor muß stets“ ist wohl standardmäßig vorhanden, nur der weitere Inhalt kann frei gewählt werden. Oder umgekehrt. Genauso gut könnte dort wohl „Tor muß stets bewässert werden“ oder „Pflanze muß stets geschlossen bleiben“ stehen. Das ist uns zu beliebig. So macht man keine Vorschriften. Wer Respekt will, muss auch ein paar Stangen Geriebenes einsetzen.

2.) Die Wortwahl
Regeln funktionieren nach unserer Erfahrung nur dann, wenn der Regelempfänger auch eine tatsächliche Chance hat, sie zu befolgen. Sonst spricht man nicht von Regel, sondern von Willkür. Nicht, dass wir irgendetwas gegen Willkür hätten. Für echte Mikrodiktatoren wie uns ist Willkür eines der schönsten Hobbies der Welt. Aber alles hat seinen Platz und seine Zeit. Wer den Duden zum Wort „stets“ befragt, erfährt schnell, dass es sich um ein Synonym für „jederzeit“ und „immer“ handelt. Falls man es nicht schon vorher wusste. Wie jedoch soll das bei einem Tor funktionieren? Wenn man es jederzeit und immer geschlossen hält, kann es seine Funktion nicht erfüllen. Da wäre eine Mauer wesentlich angebrachter gewesen. Aber so weit hat ganz offensichtlich niemand gedacht. Sehr bedauerlich.

3.) Die Wirkung
Das wir mit unserer Kritik richtig liegen, zeigt das Bild ganz eindeutig. Denn das Tor ist offen. Sperrangelweit. Ein Schuß in den Ofen. Wir können dem Eigentümer nur raten, noch ein paar Nachhilfestunden bei uns zu nehmen. Aber dafür ist er wahrscheinlich zu knickrig. So wird er es noch nicht mal in die Kreisliga schaffen. Was soll’s. Sein Problem.