Es wird einsam an der Spitze…
Fast vier Monate haben wir uns nun schon in unseren ministerialen Katakomben verschanzt und uns hartnäckig geweigert, ein Update dieser Seite mit der Welt zu teilen. Das hätte auch noch problemlos eine Weile so weitergehen können. Mittlerweile sind wir so kautzig geworden, dass wir uns selbst genug sind. Wir gehen in den Keller, lachen einmal fröhlich und ertragen danach den Rest des Tages ohne weitere Gefühlsregung.
Aber als uns heute die Nachricht erreichte, dass einer unserer besten Kumbls [sic-PA] und Kollegen, der große Fidel Castro, zurückgetreten ist, mussten wir einfach aus der Versenkung auftauchen. Das sind wir der alten Knallcharge schuldig.
Lieber Fidel,
wir, die Minister der Schlimmerheit, Könige Skandaloniens und Hohepriester der Willkür werden Dich sehr auf der politischen Weltbühne vermissen! Weißt Du noch, wie wir gemeinsam vor über 20 Jahren beim internationalen Weltkongress der Unterdrücker den alten Onkel Saddam mit seiner feinen Maßanzugshose auf dem Stuhl festgeklebt haben? Und wie sich der gute Ajatollah Chomeini beinahe vor Freude darüber naß gemacht hätte? Mann, war das ein Spaß damals.
Wie viele von uns Diktatoren der alten Schule sind denn noch an der Macht? Ganz im Ernst. Gut, da ist noch die dauergewellte Schwuchtel aus Nordkorea. Aber wir mochten ja schon seinen Vater nicht, die alte Spaßbremse. Und ein paar von den afrikanischen Kollegen sind auch noch am Start. Aber von uns Großen ist fast keiner mehr übrig, lieber Fidelio. Tante Gaddhafi spielt heute lieber mit Amerikaniern und Franzacken und ist schon seit langem nicht mehr ernstzunehmen. Also bitte – mit dem Zelt zu Sarkozy, der kleinwüchsigen Testosteron-Wieselratte? Lächerlich.
Und diese ganzen Neuzeit-Diktatoren à la Putin und Bush kann man ja wohl getrost in der Pfeife rauchen. Diese kleinen verschissenen Emporkömmlinge mit ihren verkniffenen Arschkrampen. Was bleibt? Sollen jetzt etwa überall Demokratie und Pluralismus einziehen? Keine Leute mehr spurlos verschwinden? Soll jetzt etwa auch der kleine Mann in Europa kubanische Zigarren rauchen können, weil Ihr beim Kapitalismus mitmacht?
Ach, Fidelino. Es ist ein Trauerspiel. Du hast einen Haufen amerikanischer Präsidenten ausgestanden und überlebt. Was haben wir Deine vierzehnstündigen Reden beim Kongress und im Satellitenfernsehen geliebt! Wie besorgt waren wir, wenn Du schon nach acht Stunden zum Ende kamst! Du wirst uns fehlen. Aus diesem Grund haben wir uns heute am Ufer der Mosel zu Deinen Ehren zusammengerottet, eine Zigarre angezündet und ein Dosenbier dazu getrunken. Beim Dosenbier haben wir uns einfach vorgestellt, es sei „Cuba Libre“. Dann haben wir einem Entenpaar gezeigt, wie toll Kommunismus ist, indem wir sie mit Duplo-Riegeln fütterten, bis sie fast Diabetes bekamen. Alles in Gedenken an Dich, den Máximo Líder.
Bleib shugga,
Deine skandaloiden Pritt-Stift-Terroristen
(alte Geigen fideln am Besten!)